Gut gelaunt kommen ich und Laufpartnerin B. Nach Hause. Als echter Koffeinjunkie schmeiße ich natürlich gleich die Maschine an: „Auch eine Tasse?“ frage ich B., die normalerweise genauso kaffeeaffin ist, doch nicht heute, wie es scheint. B schüttelt den Kopf und ihre Stimme klingt tadelnd als sie mir antwortet: „Ne lass mal, ich trinke lieber Wasser. Weißt du denn gar nicht, dass Kaffee dem Körper Flüssigkeit entzieht, du darfst Kaffee also nicht zu den täglichen zwei Litern die du trinkst dazu zählen!“. Ich war geschockt. Stimmt das etwa?
Wie entzieht ein Lebensmittel dem Körper überhaupt Wasser?
Meine Nachforschungen drehten sich zunächst um die Frage, wie so ein Lebensmittel denn überhaupt Wasser „entziehen“ kann. Das hat zunächst mal ganz viel mit Osmose zu tun, also der Eigenschaft von Molekülen, sich immer zum Ort der geringsten Konzentration hin zu bewegen: Man sagt, sie folgen dem Konzentrationsgefälle. Diesen Effekt kennt man zum Beispiel, wenn man etwas extrem Salziges gegessen und danach Durst hat. In unserem Körper hat die Flüssigkeit im Inneren der Zellen die etwa selbe Mineralkonzentration wie die Flüssigkeit im Zellzwischenraum. Essen wir nun zum Beispiel beim Griechen ein salziges Bifteki, nimmt die Mineralkonzentration in den Zellzwischenräumen zu. Der Körper versucht das auszugleichen und da unsere Zellmembranen nur durchlässig für Wasser nicht aber für Salze sind, strömt selbiges halt aus den Zellen hinaus in die Zwischenräume. Folge: Die Zellen trocknen aus und dem Körper wird signalisiert: Durst!
Hätte Kaffee diesen Effekt, so müsste er eine große Menge an Salzen enthalten. Tut er aber nicht. Kaffee enthält zwar über tausend verschiedene Substanzen, allerdings in physiologisch nicht relevanten Konzentrationen.
Wasserverlust ist auch bekannt, wenn man zu viel Süßstoff isst: Die nicht verwertbaren Zucker werden so wie sie sind, wieder ausgeschieden und ziehen im Darm (Konzentration!) Wasser aus dem umliegenden Gewebe. Das führt dann zu Durchfall. Da Kaffee weder regelmäßig Durchfall erzeugt, noch, wie schon gesagt, keine nennenswerten Salzgehalt aufweist, fällt auch das raus.
Irgendwo muss diese Aussage aber doch herkommen
Kaffee und die Nieren
Tatsächlich gab es mal eine Studie, die einen Zusammenhang fand zwischen Kaffeekonsum und vermehrter Flüssigkeitsausscheidung. Allerdings wurden da die Daten falsch ausgewertet, so dass sich sagen lässt, dass Kaffee zwar geringfügig harntreibend wirkt, aber nicht signifikant mehr als bei z.b. Wasser (Der Unterschied beträgt knapp 4% ). Bei regelmäßigen Kaffeetrinkern ist der Unterschied sogar noch geringer.
Du kannst also beruhigt sein: Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser und kann in der Flüssigkeitsbilanz durchaus mit dazu gezählt werden.